Passt ein Studium zu mir?
Wir haben ehemalige Auszubildende an unserer Fachschule gefragt, wie sie die Seminargruppen im Oberkurs erlebt haben und wie es mit dem Studium für sie weiterging. Danke fürs Mitmachen!
"Man lernt immer etwas dazu!"
Erzieherin war schon immer mein Traumberuf, die Arbeit mit Kindern und deren Familien macht mir einfach Spaß und ich habe das Gefühl, etwas bewirken zu können. Deshalb habe ich 2009 gleich nach dem Realschulabschluss mit der Ausbildung begonnen. Für die Evangelische Fachschule habe ich mich entschieden, weil sie einen guten Ruf hat und ich beim Tag der offenen Tür einen positiven Eindruck bekommen habe. Wichtig war mir auch, dass ich während der Ausbildung die Fachhochschulreife machen kann, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau wusste, was ich damit anfangen möchte. Als dann über die Seminargruppen im Oberkurs informiert wurde, war mir klar: „Das mache ich!“ Ich bekam Lust zu studieren, wollte aber auf keinen Fall im integrierten Studienmodell in Ludwigsburg studieren, sondern von zu Hause ausziehen und an einer großen Uni in einer richtigen Studentenstadt studieren.
Zunächst habe ich mein Berufspraktikum in Vollzeit absolviert und mich dann bei über zehn Hochschulen in ganz Deutschland für ein Bachelor-Studium beworben. Überall habe ich (auch aufgrund meiner Ausbildung) eine Zusage erhalten, aber nur zwei Universitäten haben mir eine Anrechnung meiner Erzieherausbildung zugesagt: Hildesheim (mit Einstufungstest) und Gießen. In Gießen habe ich dann nach nur vier Semestern den Bachelor-Abschluss „Bildung und Förderung in der Kindheit“ gemacht. Es war am Anfang nicht so leicht, sich auf dem riesigen Campus zurechtzufinden, und auch die versprochene Bestätigung der Anrechnung hat mich einige Nerven gekostet, aber inhaltlich war das Studium gut zu schaffen. Sehr hilfreich fand ich meine Praxiserfahrung aus der Ausbildung und dass wir in der Fachschule gelernt haben, wie man wissenschaftlich arbeitet. Nebenher habe ich als voll ausgebildete Erzieherin gearbeitet und Geld verdient, das hat super geklappt.
Die Ausbildung an der Fachschule und die Erfahrungen in der Praxis sind eine super Grundlage für ein Studium. Ich kann das nur jedem empfehlen. Auch wenn man in der Schule keine Einser-Noten hatte, ist das Studium gut zu schaffen. Da braucht man wirklich keine Angst zu haben!
Ich hatte große Lust weiter zu studieren. Man lernt immer etwas dazu! Bei den Masterstudiengängen gibt es allerdings keine so große Auswahl mehr, vor allem nicht im Bereich Frühe Bildung. An der Universität Köln, die genau meine gewünschte Fächerkombination anbietet, habe ich leider keinen Studienplatz bekommen, aber an der Universität Landau hat es geklappt, und zwar mit dem Hauptfach „Erziehungswissenschaften“ kombiniert mit „Pädagogik der frühen Kindheit“ als Nebenfach und „Interkulturelle Bildung“ als Wahlpflichtfach – in diesen beiden Themengebieten wollte ich unbedingt weiterstudieren. Ich komme jetzt ins dritte Mastersemester. Während ich im Bachelorstudium noch die Arbeit in einer leitenden Funktion im Kitabereich angestrebt habe interessiere ich mich jetzt mehr für die Erziehungsberatung und die Zusammenarbeit mit Eltern.
Helen Müller
"Dank dieser Ausbildung verbringe ich heute sehr gerne viel Zeit mit meinem Beruf"
Wir verbringen sehr viel Zeit in unserem Leben mit unserem Beruf. Aus diesem Grund habe ich mir meine Berufswahl nicht einfach gemacht. Nach meinem Abitur habe ich zunächst auf Lehramt studiert, jedoch nie so richtig Begeisterung für dieses Studium entwickeln können. In mir blieben oft Fragen unbeantwortet, die die kindliche Entwicklung betrafen, und so entschied ich, einen Schritt zurückzugehen und ein Berufsfeld zu wählen, das sich genau mit diesen Fragen beschäftigt.
Als ich also die Ausbildung zur Erzieherin an der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik begonnen habe, hatte ich mich eben erst in meinem bisherigen Studiengang exmatrikuliert und war nun eine Quereinsteigerin, denn ich konnte aufgrund meines Abiturs das erste Jahr der Ausbildung überspringen. Vom ersten Tag der Ausbildung an war ich begeistert von den Lernfeldern, in denen wir ausgebildet wurden, und habe mich daher recht schnell zur Teilnahme an den Seminarkursen im Oberkurs entschieden. Es stellte für mich eine sehr gute Möglichkeit dar, bereits erlernte Inhalte zu vertiefen und auch noch einmal von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten. Wir lasen Texte im Original und diskutierten unsere Standpunkte zu verschiedenen Teilbereichen der frühkindlichen Bildung und Erziehung. Die Seminarkurse waren für mich eine sehr gute Möglichkeit zu prüfen: Möchte ich meine Ausbildung durch ein Studium ergänzen?
Ich entschied mich für 'Ja' und ging erneut an die Hochschule. Zunächst parallel zum Berufspraktikum und dann begleitend zu meinem regulären beruflichen Alltag. Ich habe den Studiengang "Frühkindliche Bildung Erziehung" an der pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg gewählt und dort vor einem Jahr meinen Bachelor erhalten. Zum Ende meines Studiums hin habe ich die Leitung eines Kinderhauses übernommen.
Auf die Frage, welchen hilfreichen Tipp ich einer heutigen Schülerin geben würde, möchte ich antworten: Nutze die Zeit der Ausbildung und erwäge alle Möglichkeiten der Weiterbildung. Probiere dich aus und gebe dich nicht vorschnell mit etwas zufrieden. Unser Arbeitsfeld erwartet dich mit vielen Herausforderungen, wenn man sich gut gerüstet fühlt, sind es Chancen!
Natürlich profitiere ich in dieser Position sehr von den Studieninhalten, die meine Ausbildung vertieft haben. Im Alltag denke ich auch noch sehr oft an meine Ausbildung an der Fachschule zurück und bin sehr dankbar, in dieser Zeit eine so wertvolle Grundlage erhalten zu haben - nicht nur in Bezug auf das Wissen, sondern auch in Bezug auf meine berufliche Haltung. Dank dieser Ausbildung verbringe ich heute sehr gerne viel Zeit mit meinem Beruf.
Josephine Grieb
"Dank Studium wurde mir eine Leitungsstelle angeboten"
Als Jugendliche habe ich mich in der Kinderkirche engagiert und in der Jungschar, auch meine Schwester hat die Erzieherausbildung an der Haller Fachschule gemacht und so war es für mich nach dem Abschluss an der Realschule klar, dass ich Erzieherin werden will. Die Mischung an der Fachschule fand ich toll: Praxisphasen, Unterricht, viele praktische Übungen … Ich habe die Chance genutzt, gleichzeitig die Fachhochschulreife zu erlangen. Der Zeitaufwand hielt sich in Grenzen, da wir Deutsch und Englisch sowieso belegen müssen, lediglich Mathe war zusätzlich. Obwohl ich eigentlich nie vorhatte zu studieren, fand ich es doch verlockend, während dem Oberkurs die Seminargruppen zu besuchen und ein bisschen ins Studieren reinzuschnuppern. Es war ein interessanter Einstieg in die wissenschaftliche Arbeit, das Kennenlernen von Forschungen und wissenschaftlichen Studien – das hat meinen Blick geweitet und die Ausbildung vertieft.
Während des Berufspraktikums war ich in Ludwigsburg immatrikuliert und habe immer montags die Vorlesungen und Seminare dort besucht. Das war das anstrengendste Jahr, weil man gleichzeitig die Anforderungen von Praxisstelle und Schule fürs BP erfüllen und zusätzlich noch Studienleistungen erbringen muss. Trotzdem war es sehr interessant, die anderen Studierenden kennen zu lernen und vertieft an den Themen zu arbeiten. Auch die Dozenten haben sich viel Zeit genommen und uns unterstützt.
Mein Tipp an aktuelle Schüler/innen:
Nutzt alle Möglichkeiten für Praktika und Kurse, nehmt mit, was geht! Ein Arbeitsplatz ist euch sicher. Und wenn ihr euch inhaltlich breiter aufstellt, könnt ihr euch viele Optionen offenhalten.
Nach dem BP habe ich dann drei Semester in Vollzeit in Ludwigsburg studiert. Ich habe es sehr genossen, Zeit zum Studieren zu haben und das Studentenleben auszukosten. Meine Bachelor-Thesis habe ich zum Thema Elternarbeit geschrieben, über die Konzeption von niederschwelligen Angeboten für Eltern und Elternkurse in Zusammenarbeit mit der Kita.
Danach habe ich mich um eine Stelle in einer Kita beworben und habe gleich eine Leitungsstelle angeboten bekommen – dank Studium! Im Moment bin ich in Elternzeit und kümmere mich um meine kleine Tochter. Ich bin gespannt, wo mein Weg hinführen wird. Ich könnte mir gut vorstellen, in Richtung Erwachsenenbildung zu gehen, Elternkurse anzubieten oder auch in die Kita-Sprachförderung einzusteigen. Vielleicht kommt auch ein Masterstudium in Frage. Mal sehen. Es ist toll, dass es so viele Möglichkeiten gibt.
Carola Klaiber
"Die Fachschule zu besuchen und erst im Anschluss daran zu studieren, war genau die richtige Entscheidung"
Nach meinem Realschulabschluss war ich noch relativ jung und unsicher, was ich beruflich später machen möchte. Jedoch war mir klar, es soll in die soziale Richtung gehen. Für mich standen zwei Möglichkeiten zur Auswahl: Entweder ein sozialwissenschaftliches Gymnasium zu besuchen und anschließend zu studieren oder die Ausbildung als Erzieherin an der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik. An einem Tag der offenen Tür habe ich die Fachschule besucht und den Eindruck gehabt, dass es eine sehr offene, familiäre und zugleich professionelle Schule ist. Die Möglichkeit, nebenher das Fachabitur zu absolvieren, war dann für mich ausschlaggebend, mich dort zu bewerben.
In den ersten zwei Jahren der Ausbildung habe ich viel Praxiserfahrung gesammelt, mir theoretisches Wissen angeeignet und bin persönlich gereift – durch Profilfächer, Wahlpflichtangebote und Reflexionsgespräche mit den Dozenten. Im Unterkurs wurde das Studienmodell mit Seminarteilnahme vorgestellt. Die kleinere Lerngruppe und die Erarbeitung wissenschaftlicher Texte fand ich sehr ansprechend. Daher habe ich mich dazu entschieden. Ob ich dann im Berufspraktikum tatsächlich integriert studiere, stand für mich zu dem Zeitpunkt noch offen.
Die zwei Wochentage im Oberkurs waren sehr hilfreich für die mündlichen und schriftlichen Prüfungen, da Lern- und Entwicklungstheorien und Konzeptionen selbstständig erarbeitet wurden, Fragen wurden ausgetauscht und man konnte viel tiefer ins Thema eintauchen, als es in der Klasse möglich gewesen wäre. Der Seminarkurs und die Teilnehmer waren dann der Grund, warum ich mich dafür entschieden habe, im Berufspraktikum parallel einmal die Woche zu studieren. Der Studiengang findet in Ludwigsburg statt und nennt sich „Frühkindliche Bildung und Erziehung“. Auch das letzte Jahr der Ausbildung war somit stets mit Theorie und Praxis für mich verbunden. Dinge, die ich in der Hochschule hörte, konnte ich direkt in der Praxis ausprobieren und umsetzen.
Diesen Tipp würde ich einer heutigen Schüler/in geben:
Nutze die Angebote der Ausbildung, probiere so viele Berufsfelder wie nur möglich im Rahmen der Ausbildung aus, denn sie beeinflussen deine spätere pädagogische Haltung und dein Handeln. Sie sind ein Schatz in deinem späteren Berufsleben und können dir Möglichkeiten aufzeigen, die du vorher nicht kanntest.
Nach der Ausbildung ging es dann mit dem Vollzeit-Studium los. Die Hochschule ist riesig und sich dort zurecht zu finden war nicht immer einfach. Es ist dann eine Hilfe, Kommilitonen an seiner Seite zu haben und sich durchzufragen. Derzeit bin ich in meinem Praxissemester, welches ich bei der Leitungsstelle in einem Kinderhaus absolviere, denn dies ist auch mein berufliches Anstreben nach dem Abschluss des Bachelors. Auch einen Masterstudiengang kann ich mir gut vorstellen. Doch diese Entscheidung steht für mich noch offen. Immer wieder merke ich, wie wertvoll die Ausbildung für mich persönlich und beruflich ist. Die Fachschule zu besuchen und erst im Anschluss daran zu studieren, war genau die richtige Entscheidung und ich kann es nur weiterempfehlen, diesen Weg zu gehen, denn nur durch die Ausbildung fühle ich mich qualifiziert zu studieren.
Marieke Weber